Hyperfokus

Titelbild: Hyperfokus Symptom

Hyperfokus ist ein Zustand und typisches ADHS Symptom extremer Konzentration und Aufmerksamkeit. In diesen Momenten können sie so tief in eine Aufgabe eintauchen, dass sie alles andere um sich herum vergessen. Dieser intensive Zustand hat sowohl positive als auch negative Seiten und ist speziell bei ADHS von klinischer Relevanz.


Definition: Was ist Hyperfokus?

Bild: Repräsentative Darstellung von Hyperfokus bei ADHS – Quelle

Hyper = Übertrieben, Fokus = Fokussieren.

Hyperfokus beschreibt einen Zustand, in dem Menschen mit ADHS eine außergewöhnliche Fähigkeit zur Konzentration auf eine bestimmte Aufgabe zeigen. Diese intensive Aufmerksamkeit kann über Stunden oder sogar Tage hinweg anhalten, oft ohne dass die betroffene Person Hunger, Müdigkeit oder andere Bedürfnisse wahrnimmt. Dieses Phänomen wird oft als zweischneidiges Schwert betrachtet, da es sowohl sehr produktiv als auch problematisch sein kann.

Vorteile von Hyperfokus

Hyperfokus kann viele Vorteile mit sich bringen, insbesondere wenn er sinnvoll genutzt wird:

  • Leistungsstärke: Viele Menschen mit ADHS zeigen hohe Leistungen in Bereichen, die sie besonders interessieren, da sie sich stundenlang in diese Themen vertiefen können.
  • Kreativität: Künstlerische und kreative Tätigkeiten, wie Malen oder Musik, profitieren oft von solchen Hyperfokus-Phasen.
  • Beruflicher Erfolg: In einer beruflichen Umgebung kann er helfen, Projekte effizient abzuschließen und innovative Lösungen zu finden.

Nachteile von Hyperfokus

Trotz der positiven Seiten gibt es auch Herausforderungen und Probleme, die durch Hyperfokus entstehen können:

  • Vernachlässigung anderer Aufgaben: Personen mit ADHS vergessen oft, andere wichtige Aufgaben zu erledigen.
  • Gesundheitliche Vernachlässigung: Physiologische Bedürfnisse wie Essen und Schlafen werden vernachlässigt, was langfristig gesundheitliche Probleme verursachen kann.
  • Soziale Isolation: Beziehungen und soziale Interaktionen können leiden, wenn der Fokus auf eine einzelne Aufgabe nicht nachlässt.

Checkliste: Habe ich Hyperfokus?

Hier ist eine wichtige Checkliste, mit der Sie herausfinden können, ob Sie Hyperfokus erleben. Diese Anzeichen können Ihnen helfen, Ihre Konzentrationsphasen besser zu erkennen und zu verstehen:

Typische Anzeigen sind…

  1. Extrem konzentriert auf eine einzelne Aufgabe:
    • Sie bemerken, dass Sie Stunden oder sogar Tage in ein Projekt vertieft sind, ohne das Interesse daran zu verlieren.
  2. Vernachlässigung anderer Aufgaben:
    • Andere wichtige Aufgaben oder Verpflichtungen werden häufig ignoriert oder vergessen.
  3. Verlust des Zeitgefühls:
    • Sie haben das Gefühl, dass die Zeit viel schneller vergeht als normalerweise.
  4. Vernachlässigung physiologischer Bedürfnisse:
    • Sie vergessen zu essen, trinken oder schlafen, weil Sie so fokussiert sind.
  5. Ignorieren der Umgebung:
    • Dinge und Menschen um Sie herum werden nicht wahrgenommen oder ausgeblendet.
  6. Intensive Produktivität:
    • Sie schaffen in kürzester Zeit eine große Menge Arbeit und erreichen dabei hohe Genauigkeit und Qualität.
  7. Kreativer Output:
    • Kreative Tätigkeiten, wie Malen, Schreiben oder Musizieren, profitieren von diesen Konzentrationsphasen.
  8. Starke Emotionen bei Unterbrechungen:
    • Unterbrechungen führen oft zu Frustration oder Gereiztheit.
  9. Hohe Motivation und Engagement:
    • Sie fühlen sich extrem motiviert und engagiert bei der Aufgabe, die Sie gerade verfolgen.
  10. Verlust der Besorgnis über andere Tätigkeiten:
    • Während des Hyperfokus machen Sie sich keine oder wenig Sorgen über andere Verpflichtungen.

Beispiele: Hyperfokus bei ADHS

  1. Schule: Ein Schüler mit ADHS kann stundenlang an einem Lieblingsthema arbeiten, ohne müde zu werden oder Pausen zu benötigen.
  2. Beruf: Ein Erwachsener könnte so intensiv an einem Projekt arbeiten, dass er die Nacht durchmacht, ohne die Zeit zu bemerken.
  3. Sport: Ein Sportler könnte derart in sein Training vertieft sein, dass er Verletzungen nicht wahrnimmt.
  4. Kunst: Ein Künstler kann stundenlang malen oder zeichnen, ohne etwas von seiner Umgebung mitzubekommen.
  5. Hobbies: Ein begeisterter Leser oder Spieler könnte stundenlang in ein Buch oder ein Videospiel vertieft sein und dabei alles andere vergessen.

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Persönliche Erfahrung

Vor einigen Jahren, als ich mich in meinem letzten Studienjahr befand und mich in den meisten meiner Kurse kaum über Wasser halten konnte, beschloss ich, meine Lerngewohnheiten drastisch zu ändern. Diese Änderungen erschienen mir damals willkürlich und unbegründet, aber wie sich herausstellte, haben sie einen enormen Einfluss darauf, wie produktiv ich heute als Student und Arbeitnehmer bin.

Meine Zeit einzuteilen war über die Jahre hinweg eine Herausforderung für mich. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mich nicht auf eine Sache gleichzeitig konzentrieren kann, was es schwierig macht, meine Arbeit zu erledigen. Mit der Zeit habe ich zwei verschiedene Strategien gelernt, die mir helfen, meine Zeit besser einzuteilen. Streufokus hilft mir, mehrere Projekte an verschiedenen Orten oder in verschiedenen Räumen in Angriff zu nehmen, ohne dabei von allen gleichzeitig überwältigt zu werden. Diese heftige Konzentration hilft mir, ein Projekt schnell abzuschließen, bevor ich mich der nächsten Aufgabe zuwende. Beides sind Wege, wie ich Produktivität und Ablenkung in Einklang bringen kann – etwas, das jeder nachvollziehen kann! Meine Lieblingsstrategie ist der verstreute Fokus, weil er keine zusätzlichen Anstrengungen oder Willenskraft erfordert. Es bedeutet einfach, dass ich mich mit anderen Aufgaben beschäftige, wenn ich bei etwas Schwierigem nicht weiterkomme (z. B. nach draußen gehen, wenn mir das Innere zu viel wird). Es bedeutet auch, flexibel zu sein, wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant; wenn ich versuche herauszufinden, wie ich etwas machen kann, aber nichts zu funktionieren scheint, dann ist es in Ordnung, es nicht zu beenden und mit etwas anderem fortzufahren. Wenn ich zum Beispiel mehr praktisches Lernmaterial für eine Klassenarbeit brauche, gebe ich manchmal nicht ganz auf, sondern recherchiere stattdessen im Internet – was immer noch als produktiv gilt, weil die Suchmaschine jetzt als Lesezeichen für die spätere Verwendung gespeichert ist! Ich habe diese Technik während der Prüfungen in diesem Semester angewandt, weil ich sehr gestresst war, um gute Noten zu bekommen.

Was also tun? Der richtige Umgang – Hyperfokus

Symbolbild: Hyperfokus
Symbolbild: Hyperfokus

Um Phasen gezielt und vorteilhaft zu nutzen, können folgende Tipps helfen:

  • Interessen identifizieren: Finden Sie heraus, welche Aufgaben oder Themen Sie wirklich faszinieren, und fokussieren Sie sich darauf.
  • Zeitmanagement: Setzen Sie sich klare, realistische Ziele und planen Sie regelmäßige Pausen ein, um sich zu regenerieren.
  • Erinnerungen setzen: Nutzen Sie Alarme oder Timer, um sich an notwendige Pausen oder Aufgaben zu erinnern.
  • Unterstützung suchen: Holen Sie sich Hilfe und Feedback von Freunden, Familie oder Therapeuten, um Ihre Konzentration zu lenken und nicht den Überblick zu verlieren.

Zusätzliche Tipps

  • Struktur schaffen: Verwenden Sie Planungs-Tools oder Apps, um Ihren Tag zu strukturieren und Pausen einzubauen. Pausen sind sehr wichtig!
  • Selbstreflexion: Analysieren Sie regelmäßig Ihre Hyperfokus-Phasen, um herauszufinden, was gut funktioniert und was nicht. Machen Sie einen Plan.
  • Balance finden: Lernen Sie, die Balance zwischen intensiver Arbeit und notwendigen Pausen zu finden, um Burnout vorzubeugen.

Empfehlenswerte Bücher und Artikel

  • “ADHS im Erwachsenenalter” von Cordula Neuhaus
  • “ADHS: Das Kreative Chaos” von Stephan Schleim

Online-Communities und Foren

Um mehr über Hyperfokus zu erfahren, können Sie folgende Quellen konsultieren:

CHADD: Children and Adults with Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder

ADHS Deutschland e.V.

ADHS und Ausbildung

Mit diesen Informationen und Tipps können Menschen mit ADHS die positiven Seiten des Hyperfokus für sich nutzen und die möglichen negativen Auswirkungen im Griff behalten.

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